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Johann Hans Classen
1896 - 1918


  Johann 'Hans' Classen wurde am 18. März 1896 in Düsseldorf geboren. Sein Vater, Arnold Classen, war Bäckermeister. Er hatte einen Bruder, Arnold, der später ebenfalls Bäcker wurde. -- Am 11. August 1918 erlag Classen seinen im Luftkampf erlittenen Wunden. 

  Wann Hans Classen in den Krieg zog, ist nicht genau bekannt. Vermutlich 1916. Im Mai 1917 schreibt er eine Postkarte an seiner Eltern. Als Absender steht: 'Flieger Hans Classen, Kampf-Einsitzer-Schule, Warschau'. Es ist anzunehmen, dass er zu diesem Zeitpunkt noch kein Flugschüler war - sondern dem Bodenpersonal angehörte.  

 
Dieses Bild zeigt Angehörige der Jagdstaffelschule in Valenciennes vor dem Mai 1917. Warum Classen sich hier befand, ist nicht bekannt. Vielleicht sollte er zum Jagdflieger ausgebildet werden. In der Mitte ist Leutnant Kurt Canter, der Bruder des Tannenberg-Fliegers Ernst Canter, mit einem '+' versehen - er starb am 14. Mai 1917. Rechts und links stehen Fokker D V Maschinen, die nur kurze Zeit im Frontdienst waren und dann an Fliegerschulen weitergereicht wurden.  

  Am 22. Juni 1917 schreibt er seinen Eltern eine Postkarte mit Absender "Armee-Flugpark 1" - also befand er sich im Bereich der 1. Deutschen Armee (grob gesagt: im Bereich von St. Quentin in Frankreich).

Einen Monat später folgt die nächste Meldung nun als Flugschüler bei der FEA 6 in Großenhain/ Sachsen. Er erwähnt, dass er bald zu einer Flugschule nach Leipzig kommen soll - und dass er ab sofort 5 Reichsmark Fliegerzulage erhielt. Ein Bild vom November 1917 zeigt ein Kondor-Flugzeug in Nordhausen.

19. Januar 1918 vollendete er seine Ausbildung zum Flugzeugführer und erhielt das Fliegerpatent Nr. 3757.
 

  Im Anschluss wird er recht bald an die Front versetzt worden sein, wohl direkt zur Bomberstaffel 22 im Bombergeschwader der Obersten Heeresleitung Nr. 7 (kurz: Bosta 22 im Bogohl 7).  
  Nach einem nächtlichen Angriff verunglückte die AEG GIV 568 (der Bosta 23 im Bogohl 7) bei Estrées en Chaussée. Von der Besatzung starb der MG-Schütze Paul Heep.  

 
Am 6. November 1917 griff die Squadron 3 RFC (Royal Flying Corps) den Flugplatz Estourmel mit Bomben an. Zwei Maschinen mussten notlanden, eine war die Sopwith Camel B6355; Lt. A G Cribb geriet in Kriegsgefangenschaft.

Auf diesem Bild ist im Hintergrund der Kirchturm von Estourmel zu erkennen - ein Beweis, dass sich der Flugplatz der Bosta 22 in diesem Ort befand.
 

  Flughafen, d. 14.8.1918

Sehr geehrte Familie Classen.

Unsere Hoffnung, dass Ihr Sohn Hans genesen würde, hat sich leider nicht bestätigt. Gestern erhielten wir von einer Etappen Kommandantur die traurige Nachricht, dass Ihr Sohn Hans in einem Lazarettzug auf dem Transport zur Heimat entschlafen ist. Die feierliche Beisetzung fand gestern nachmittag auf dem Ehrenfriedhof zu Valenciennes statt.

Was wir bei seinem Ableben empfinden, hat unser Geschwader Kommandeur Hauptmann von Schröder im Geschwader Tagesbefehl vom 13.8.1918 mit folgenden Worten zum Ausdruck gebracht:

"Unteroffizier Classen ist seinen im Luftkampf erhaltenen schweren Verwundungen erlegen. Das Geschwader verliert in ihm einen passionierten, wie [...] jungen Flugzeugführer, der sein Flugzeug im letzten Tages Luftkampf nach Meldung seines Beobachters ganz [...] vortrefflich geführt hat. Wir werden ihn nicht vergessen."

Seien Sie, sehr geehrte Familie Classen, unserer herzlichen Teilnahme zu dem schweren Verlust versichert.

Im Namen der Staffel 22 des Bomben Geschwaders 7. O. H. L.

Wegner, Oblt. u. Staffelführer
 

  Berlin-Buchholz, d. 15.8.1918

Werter Herr Classen!

Die letzte Bitte Ihres Sohnes zwingt mich dazu Ihnen die traurige Mitteilung zu machen, dass er am 11.8.1918 abends 7 Uhr an seiner Verwundung gestorben ist. Am 10.8.1918 nachmittags wurde er in Péronne vom Feldlazarett 73 unserem Zuge überwiesen, welcher ihn nach Cöln bringen sollte. Nach dem er eingeladen war erzähle er mir wo und wie er seine Verwundung bekommen hat. Ihr Sohn war mit seinem Flugzeug und einem Mann als Beobachter über die englische Front geflogen und 8 Bomben abgeworfen 4 englische Flieger verfolgten ihn und verwundeten ihn durch Schuss in den rechten Becken, durch Zutritt von Wundrose verschlimmerte sich seine Verwundung. In Valenciennes, in Frankreich wurde er dann ausgeladen. Sein letzter Wunsch war nur, an seine lieben Eltern zu schreiben. Wertsachen hatte ihr Sohn nicht mehr. Sein Portemonnaie enthielt: 1. Rosenkranz 2. Schreibfedern 3. einen Zeitungsausschnitt auf dem der Fahrplan von Zügen von Cöln stand 4. eine 10 Pfg. Briefmarke.

Es tut mir sehr leid Ihnen diese traurige Mitteilung machen zu müssen.

Übernehmen Sie hiermit gleichzeit mein herzlichst Beileid.

Hochachtungsvoll

Richard Spuhl z. Zt. Urlaub
Freiwilliger Krankenpfleger, Berlin
Vereinslazarett.
 

  Hans Classen ruht heute in der Kriegsgräberstätte Frasnoy/ Nord in Frankreich.

 

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